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Vorrede.

Die Anmerkungen zu den einzelnen Märchen nennen zuvörderst die Gegenden wo wir aus mündlicher Überlieferung geschöpft haben, und geben die Fälle ausdrücklich an wo aus einer andern Erzählung etwas hereingenommen ist, oder wo zwei zusammengefügt sind. Eine eigentliche Vermischung hat nicht statt gefunden und das Eingerückte kann leicht wieder abgesondert werden. Sodann sind die abweichenden Erzählungen selbst, im Ganzen so kurz als möglich, im Einzelnen oft so ausführlich als nöthig, mitgetheilt. Wer dabei über zu große Genauigkeit klagen oder diese Behandlung zu ernsthaft finden sollte, mag in einzelnen Fällen Recht haben; uns schien dieser Weg der beste, weil ein leichteres Anfassen, wozu es an Versuchung nicht fehlen konnte, doch nur einen geringen Vortheil gewährt hätte, in keinem Falle aber die rechte Freiheit die der schaffende Dichter braucht, und bei welcher der wissenschaftliche Zweck dieser Sammlung ganz würde verloren gegangen sein.

Die Übereinstimmung mit fremden, durch Zeit und Ort oft weit getrennten Überlieferungen ist sorgfältig angezeigt, indem wir auf diesen Umstand, eben weil er nicht leicht zu erklären ist, wohl mit Recht Gewicht legen. Man wird hier und da eine unmittelbare Mittheilung vermuthen, vielleicht wahrscheinlich machen können, in den meisten Fällen jedoch nicht, und dann bleibt die Erscheinung unerklärt und nicht minder auffallend.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Göttingen 1850, Seite III. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_p_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)