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sind, holt sie ihre Beute und geht heim. Der Priester Schakal begegnet ihr und klagt daß seine Frauen und Kinder hungerten. Die Hyäne heißt ihn am andern Morgen wieder kommen und führt ihn dann zu dem Bad der Affen, wo sie sich unter einem Baum verbergen. Die Hyäne spricht „Bruder, sieh zu daß du etwas erwischest, bringe mirs dann, ich will es zwischen uns theilen.“ Der Schakal springt ins Wasser, taucht unter und gelangt zu den Affen, ohne daß sie ihn sehen. Da erhebt er seinen Kopf, ergreift einen Affen und zieht ihn herab. Dann schwimmt er mit seiner Beute fort und bringt sie zur Hyäne. Diese nimmt ihr Messer, schneidet den Vorderbug ab und gibt ihn dem Schakal, der damit heim geht. Am nächsten Morgen begibt er sich abermals zu dem Wasser und packt den größten Affen, der laut schreit, worauf die übrigen fortlaufen. Der Schakal ersäuft den Affen, hebt ihn auf seinen Kopf und denkt „bring ich ihn der Hyäne, so gibt sie mir ein kleines Stück und behält das meiste für sich.“ Er geht also mit seiner Beute heim, aber die Hyäne die seine Listigkeit kennt, macht sich auf und begegnet ihm. Sie steht still und er steht still. Sie macht ihm Vorwürfe und hält ihm vor was sie für ihn gethan hat, „du hast mir meine Güte nicht vergolten und jetzt sollst du und dein Raub meine Beute sein.“ Mit diesen Worten packt sie ihn, und sie kämpfen mit einander bis der Schakal den Raub zurückläßt und heim läuft. Der Schakal ist der Priester aller Thiere und kennt viele Zaubermittel. Er verwandelt sich in einen alten Mann, geht zu der Hyäne und spricht „kennst du mich? Der Priester Schakal kam zu mir und sagte mir daß du ihm den Weg versperrt hast, ihm wegnahmst was ihm Gott gegeben hatte in dem Wald, ihn hart schlugst und weggiengst. Weißt du nicht daß er der Priester aller Thiere ist? Bringe gleich hierher was du ihm genommen hast, ich will dem Priester geben was ihm gebührt. Thust du das nicht, so will ich meine Söhne rufen, die sollen dich binden und zu mir bringen, dich zu dem Priester tragen, damit er dich tödtet.“ Als die Hyäne das hört, verliert sie den Muth und zittert am ganzen Leib. Sie holt das Fleisch, das sie dem Schakal abgenommen hat, und übergibt es dem Alten. Dieser sagt zu ihr „das ist abgethan, aber wenn ich wieder vernehme daß du etwas genommen hast, das einem Priester, gehört, so sollst du nicht aus der Höhle kommen, in welche ich dich setzen werde. Laß mich Morgen nichts Böses von dir hören.“ Damit nahm er das Fleisch und gieng heim. Die Hyäne war ein Narr, sie kannte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)