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4. Lai von Ywenec (1, 282). Der Geliebte kommt in Gestalt eines Vogels in den Thurm zu der Liebsten, und wird von hinterlistig aufgestellten Messern zerschnitten. Sie folgt der Blutspur. Das Märchen von dem blauen Vogel bei der Gräfin Aulnoy (Nr. 3).

In dem eigentlichen England und in den schottischen Niederungen, wo die aus der Mischung der angelsächsischen mit der französischen gebildete Sprache herrscht, mag die Quelle der lebendigen Sage nicht weniger reichhaltig fließen, indem zu der altgalischen hinzukam was der deutsche Stamm der Angelsachsen einführte, so wie auch von den Dänen manches mag übergegangen sein. Wahrscheinlich sind die deutschen Märchen im Ganzen auch dort einheimisch, bei einigen, dem Froschkönig (Nr. 1) und dem Machandelbaum (Nr. 47), ist es aus gelegentlich von Leyden im Wörterbuch mitgetheilten Bruchstücken nachgewiesen: von dem singenden Knochen (Nr. 28) gibt es in Schottland ein Lied, und der goldene Vogel (Nr. 57) scheint schon angelsächsisch niedergeschrieben zu sein. Jamieson hat in den Northern antiquities 1814. S. 397–403 (vergl. dessen Popular ballads 1, 217) ein mit Versen untermischtes Märchen bekannt gemacht, welches in einem bei Musäus sein Gegenstück findet und mit einem dänischen Lied (Kämpe Viser 1, 218) noch näher zusammen zu hangen scheint; im Shakespeare wird es erwähnt. Nur ist bisher wenig aufgefaßt oder mitgetheilt worden[1]. In der Literatur ist dieses Fach mit Übersetzungen aus dem französischen ausgefüllt worden. In Gullivers Lilliputian library stehen sechs Märchen, die aber aus der Aulnoy genommen sind. Die gegenwärtig das Bedürfnis versorgende und daher oft aufgelegte Sammlung von Benjamin Tabart[2] ist eine leichte Arbeit, die meist aus französischen


  1. Es wäre möglich daß folgende Werke die wir uns nicht haben verschaffen können, keine bloße Übersetzungen sondern etwas eigenes enthielten, wahrscheinlich ist es aber nicht. A new collection of fairy tales. 1750. 2 Bände in 12. Queen Mab, a collection of entertaining tales of the fairies 1770 in 12. The pleasing companion, a collection of fairy tales. 1788. Fairy tales, selected from the best authors. 1788 2 Voll. Nur Gedichte und Balladen enthalten die Tales of Wonder by Lewis.
  2. Vor uns liegt Tabarts collection of popular stories for the nursery. Newly translated and revised from the french, italian and oldenglish [315] writers. Lond. 1809. 4 Bände in 12. Eine neue Auflage hat den Titel Fairy tales, or the Lilliputian Cabinet, containing twentlyfour choice pieces of fancy and fiction, collected by Benjamin Tabart. Lond. 1818. Eine ausführliche und lesenswerthe Recension (von Francis Cohen) im Quarterly Review 1819. Nr. 41 S. 91–112.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)