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hat. Das Weib und der Mönch werden gehangen. Ivan geht mit den drei Freunden fort, wo sich der Weg theilt, trennt er sich und geht heim. Es ist schon spät, als er an sein Haus kommt. Er horcht und hört daß sein Weib zu Bett ist und mit jemand darin spricht. Er greift schon nach dem Dolch, um beide zu tödten, da fällt ihm der dritte Spruch ein „erdulde erst zwei Streiche, ehe du einen austheilst.“ Er tritt ein, das Weib freut sich, er heißt sie Licht machen. „Ich hörte noch jemand im Bett“ sprach er. „Es ist ein schönes Knäblein das ich dir geboren habe; als du weggiengst, war ich drei Monat in Hoffnung“. Ivan wird froh und sagt zu seinem Weib „jetzt sind wir vergnügt, da dürfen wir diesen Kuchen aufschneiden.“ Sie finden das Geld darin und leben fortan so vergnügt daß nie wieder Hader zwischen sie kommt. Eine vollständige Übersetzung hat Schmeller in Haupts Zeitschrift 1, 417–421 mitgetheilt und auf die Verwandtschaft mit dem lateinischen Gedicht von Rudlieb hingewiesen.

Hier ist wohl auch der schicklichste Platz der armoricanischen Märchen Erwähnung zu thun, die sich bei jenem Zweig der celtischen Kimbern finden, welche gedrängt von den Angelsachsen, aus Britannien herüber nach Armorica, in die nachherige Bretagne, sich flüchteten. Sie sind durch die französischen Gedichte der Marie de France (herausgegeben von Roquefort. Paris 1820. 2 Bde.), welche im Anfang des 13ten Jahrh. lebte und dorther einen Theil ihres Stoffs holte, bekannt geworden. Folgende von ihren Lais gehören hierher.

1. Lai von Gugemer (1, 48). Die Geliebte kann nur das Hemd das sie gefaltet und dem Liebsten mitgegeben hat, auseinander legen. Der Geliebte kann nur die Knoten die er am Gürtel geknüpft hat, auflösen. Er hat eine weiße Hirschkuh verwundet, die ihm dafür Unglück wünscht. Ein Auszug schon bei Le Grand d’Aussy Fabliaux 3, 251.
2. Lai von der Esche. Das Märchen von der wahren Braut (Nr. 135).
3. Lai von Bisclavaret (1, 178). Märchen von einem Währwolf. Wenn er sich in einen Mensch verwandelt, darf niemand zusehen.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)