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daß er krank wird, und zu seiner Rettung gibt ein Druide den Rath einem Baum das Verborgene anzuvertrauen. Nun genest zwar der Jüngling, aber unglücklicherweise läßt sich ein Harfner aus dem Holz des Baums eine Harfe machen und diese, wie sie fertig ist, verräth das Geheimnis, indem sie von selbst tönt und sagt „der König hat Pferdeohren!“ Wobei man natürlich an die ähnliche griechische Sage von Midas und seinem Balbier denkt. In einer andern Erzählung ist es wieder völlig im Stil der Märchen daß bei der Geburt eines Mädchens Unheil für das Land geweissagt wird und die Ritter daher dessen Tod verlangen, der König sich aber dagegen stellt und es in einen festen Thurm setzen läßt, um das Unglück abzuwenden. Indessen entflieht das Mädchen doch, und die Weissagung geht in Erfüllung. Merkwürdig ist hier ein gemeinsamer Zug, als die Jungfrau einmal im Winter mit ihrer Pflegemutter aus dem Thurmfenster sieht, schlachtet gerade der Metzger ein Kalb, dessen rothes Blut auf den weißen Schnee fällt, während ein Rabe herzukommt und davon frißt. Bei diesem Anblick ruft sie „hätte ich einen Liebsten, dessen Haut so weiß wäre als dieser Schnee, dessen Wangen so roth als dieses Blut, dessen Haar so schwarz als das Gefieder dieses Raben“. Weiter aber findet sich keine nähere Übereinstimmung zwischen diesem und dem deutschen Märchen (Nr. 53).

Zwei cornwallisische Mabinogion theilt Ed. Jones (The bardic museum, Lond. 1802. fol. S. 17–30) mit, welche von dem König Pwyll reden. Dieser tauscht mit einem Freund die Gestalt, um dessen Feind zu besiegen, und schläft ein Jahr lang in des Freundes Bett, ohne die Frau desselben anzurühren: die Sage von den beiden treuen Freunden, worüber die Anmerkungen zu dem Märchen von den beiden Brüdern (Nr. 60) nachzusehen sind. In der andern Erzählung kommt vor wie er durch seine Diener einer wunderschönen Jungfrau die jeden Tag erscheint, nachsetzen läßt, doch keiner, auf dem besten Roß sie einzuholen, schnell genug ist. Sobald er selbst sie anruft, bleibt sie stehen und bekennt ihre Liebe.

Auch in Lhuyds Archaeologia britanica findet sich ein cornwallisisches Märchen, von dem hier, da es gewissermaßen ein Gegenstück von jenem deutschen ist, worin es dem Hans zu seiner Zufriedenheit immer schlechter geht (Nr. 83), ein Auszug stehen muß. Ivan sagt zu seiner Frau „ich will ausgehen und Arbeit suchen, bleib du einstweilen daheim“. Er kommt zu einem Landmann der fragt „was

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)