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XIII, 6. Die guten Tage (Schmidt 246). Verwandt mit den deutschen Märchen vom Doctor Allwissend Nr. 98.


Der Pentamerone des Basile.

In dem folgenden 17ten Jahrhundert erschien zu Neapel in neapolitanischer Mundart eine Sammlung von lauter Märchen, in Nachahmung des Decamerone il Pentamerone genannt, durch Giambattista Basile, ein im Auslande fast ganz unbekanntes Buch, dessen Fernow zuerst unter uns gedacht hat[1]. Der Verfasser (mit Versetzung der Buchstaben auch Gian Alesio Abbatutis genannt), lebte im Anfang des 17ten Jahrhunderts. Nachdem er seine erste Jugend auf der Insel Creta zugebracht, wurde er mit den Venetianern bekannt und in die academia degli stravaganti aufgenommen. Er folgte seiner Schwester Adriana, einer berühmten Sängerin, nach Mantua und trat in die Dienste des Herzogs, dessen Gunst er sich erfreute. Er zog viel in Italien herum, kam auch wieder nach Neapel, wo er um das Jahr 1637 muß gestorben sein[2]. Der ersten Ausgabe des Pentamerone, die man kennt, mag, da sie von eben dem Jahr 1637 ist, eine frühere, ganz vergriffene vorausgegangen sein. Die Reihe von Auflagen, die das Buch seitdem erlebt hat[3], würde schon im Voraus einen gewissen Werth verbürgen, allein diese Märchensammlung


  1. Römische Studien 3, 316. 317. 462. 475. 476. 536. 539. Die verschiedenen seltenen Ausgaben die Fernow gesammelt hat, befinden sich jetzt in der großherzoglichen Bibliothek zu Weimar.
  2. Eustach. d’Afflitto Memorie degli scrittori del regno di Napoli. Nap. 1794. 1, 68–72. Nach Liebrecht 2, 322 war sein vollständiger Titel Giovan Battista Basile, Cavalier, Graf von Torrana und Pfalzgraf. Sein Bildnis findet sich, wie Mazzuchelli anführt, in dem Werk Le glorie degli incogniti S. 209.
  3. Nach Fernow und Galiani (Dell dialetto napoletano. Nap. 1779) erschien es zu Neapel noch ferner 1645. 1674. 1714. 1722. 1728. 1788 (Collezione di tutti li poeti in lingua napoletana T. 20 und 21), wozu eine noch nirgend bemerkte vom Jahr 1749 kommt, die Cl. Brentano besaß. Vergl. Bartol. Gamba delle novelle italiane S. 171–172 und Brunet Manuel du libraire (Paris 1842) 1, 260. Zu Rom 1679 nach Fernow, ferner zu Neapel 1754 mit Kupfern nach Brunet und Ebert. Sämtlich in 12. Außerdem erschien eine abgekürzte, nach Liebrechts Urtheil sehr schlechte Übersetzung in das gewöhnliche italienisch. Neapel 1769. 1794 und eine andere in bolognesischem Dialect. Bolog. 1742.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)