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XI, Gagliuso im Pentamerone 2, 4. Der gestiefelte Kater bei Perrault.
2. Der Dummling. Fehlt in der castrierten Ausg. und bei Schmidt.

Bertuccio ein Dummling, soll sein väterliches Vermögen erst im dreißigsten Jahre erhalten, doch soll ihm seine Mutter dreihundert Ducaten auszahlen, wenn er sie verlangt. Er läßt sich hundert geben, geht damit fort und findet einen Menschen, der auf einen von ihm ermordeten im Tode noch schlägt. Mitleidig gibt ihm der Dummling achtzig Goldstücke und kauft damit die Leiche los, die übrigen zwanzig wendet er an, damit sie ehrlich begraben wird. Seine Mutter ärgert sich über die Dummheit, er aber fordert die andern zweihundert Ducaten, geht aus und befreiet mit dem Geld die Königstochter aus den Händen von Räubern. Als sie hernach an ihres Vaters Hof wieder abgeholt wird, so sagt sie zu ihm sie wolle keinen andern heirathen als ihn: wenn er komme, möge er die rechte Hand auf den Kopf halten, daran wolle sie ihn erkennen. Er reitet auf einem elenden Thier fort, unterwegs begegnet ihm ein Ritter, der ihm sein schönes Pferd und seine prächtige Kleidung gibt, wofür der Dummling ihm versprechen muß bei der Rückkehr alles was er erworben habe, mit ihm zu theilen. Der schöne Ritter gefällt dem König und Bertuccio erhält demnach seine Geliebte. Auf dem Heimweg begegnet ihm jener Ritter und verlangt nun die Hälfte von allem. Der Dummling theilt sogleich alles was er zur Verheirathung bekommen hat. Jetzt fordert der fremde Ritter auch die Hälfte der Frau. „Wie soll das gehen?“ fragt Bertuccio. „Wir müssen sie zerschneiden“. „So nimm sie lieber ganz“, sagt der Dummling, „ich habe sie viel zu lieb als daß ich dazu einwilligen könnte“. Da sagt der fremde Ritter „behalte alles und nimm alles wieder zurück, ich bin der Geist jenes Ermordeten und habe dir vergelten wollen was du an mir gethan hast“.

XII, 3. Guter Rath (Schmidt 188). Ein Hahn empfiehlt Schläge, um eine widerspenstige Frau von ihrem Eigensinn zu heilen. Das Märchen ist aus Morlini Nr. 71 entlehnt. Mit einer andern Einleitung wird es auch in der 1001 Nacht (1, 36 folg.) erzählt. Besser noch ist die eigenthümliche serbische Auffassung bei Wuk Nr. 3, am einfachsten aber eine afrikanische bei Kölle S. 143; s. unten.
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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)