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Das Märchen von dem gestiefelten Kater in den Bearbeitungen von Straparola, Basile, Perrault und Ludwig Tiek mit zwölf Radirungen von Otto Speckter Leipzig 1843 in 4. Bei Straparola 11, 1. Im Pentamerone 2, 4. Norwegisch bei Asbjörnsen S. 200. Schwedisch bei Cavallius Nr. 12.


5.
Die böse Schwiegermutter.

Es war eine alte böse Königin, die ließ, während ihr Sohn in den Krieg gezogen war, ihre Schwieger sammt ihren beiden Kindern in einen Keller sperren. Danach sprach sie eines Tages zum Koch „geh und schlachte eins von den Kindern und bereite es mir zu, ich will es essen“. „Mit was für einer Brühe?“ „Mit einer braunen“ sprach das böse Weib. Der Koch konnte es nicht übers Herz bringen, das schöne Kind zu tödten, und die Mutter bat so flehentlich: da nahm er ein Schweinchen und bereitete es zu, und die Alte aß die Speise mit Begier. Nicht lang darauf rief sie den Koch abermals und sprach „das Kinderfleisch schmeckt so zart, richte mir auch den andern Knaben zu“. „Mit was für einer Brühe?“ „Mit einer weißen“ sagte das Weib. Der Koch that aber wie das erstemal und setzte ihr ein Spanferkel vor, das sie mit noch größerer Lust verzehrte. Endlich will die Alte auch die junge Königin essen, der Koch schlachtet dafür eine Hirschkuh. Nun hat die junge Königin ihre Noth die Kinder vom Schreien abzuhalten, damit die Alte nicht hört daß sie noch am Leben sind.

Das italienische und französische Märchen vom Dornröschen bei Perrault und Basile (Pentamerone 5, 5) stimmen in ihrem Schluß hiermit überein, welcher aber im deutschen fehlt. Vergl. Anmerkung Nr. 50.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Göttingen 1850, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)