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Zu den Kinderlegenden.

Die ersten sieben dieser Erzählungen haben wir aus dem Paderbörnischen erhalten durch die Güte der Familie Haxthausen, der wir so manches in dieser Sammlung verdanken. Es sind Märchen auf die heilige Geschichte angewendet, die auf ähnliche Weise von der lebendigen Volksdichtung in manchem einzelnen Glauben fortgebildet wird. So glaubt man jeden Sonnabend scheine einmal die Sonne: alle Freitage nämlich geht die Mutter Gottes durch das Fegfeuer, dann kommen die armen Seelen und küssen den Saum ihres Kleides und weinen so viel auf den Schlepp desselben daß er ganz naß wird. Darum scheint am Sonnabend immer einmal die Sonne, damit er wieder trockne. Um die Zeit, wann Maria übers Gebirge geht, wächst reichlich eine Art kleiner Blumen, die heißen Muttergottespantöffelchen, weil sie damit über das Gebirge geschritten ist. Gott schauet alle Jahre dreimal vom Himmel herab, wen er dann müßig sitzen sieht, der kann auch müßig sitzen so lange er lebt, er hat doch etwas zu leben und braucht nicht für den kommenden Tag zu sorgen: wer aber gerade arbeitet, der muß auch sein Lebtage arbeiten. Darum sagt man „wo einen unser Herr Gott bei sieht, da läßt er einen auch bei.“

1. Der hl. Joseph im Walde ist eigentlich das Märchen von den drei Männlein im Walde (Nr. 13).
2. Die zwölf Apostel. Verwandt mit den Sagen von den in Bergen schlafenden Helden, die erst zu der bestimmten Zeit wieder erwachen; man vergleiche die drei Telle in den deutschen Sagen 1, 297.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)