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etwas abweicht, erscheint der Krebs wieder, und wird von dem Hecht seines unbeholfenen Ganges wegen verlacht.

Ein Fischer thet nach Fischen fahrn,
und durch das Wasser zog sein Garn,
daß ers jenseit zum Ufer brächt.
Er fieng ein Krebs, dazu ein Hecht,
da sprang der Hecht je länger je baß:
sprung über, sprung ins grüne Gras.
Der Krebs kroch, wie sie gemeiniglich
zu kriechen pflegen, hinder sich.
Deß lacht der Hecht, sprach „lieber Bruder,
du fehrst nit wol mit solchem Ruder,
dein Fahrt hast übel fürgenommen.
Wenn du dem Unglück wilt entkommen,
so must wie ich mit Springen thun:
mit deiner Weis kompst nit davon,
mit Rücklingskriechen und mit Schleichen
wirstu das Wasser nit erreichen“.
Da antwort im der Krebs sechsfüßig,
„du brauchst dich Fast (du strengst dich gewaltig an) und bist unmüßig
und gar hönisch belachest mich:
bist selb ein größer Narr denn ich;
mit Springen thust dich hoch begeben
in d’Lüft, kanst doch des Lufts nit leben.
Denn, wie ichs sehe, daß dus fürnimpst,
gar langsam zu dein Brüdern kümpst:
je weiter du zu landwert springst,
je mehr du nach dem Unglück ringst.
das Wasser drauß wir sein gefangen,
dem ich mit Unwillen (gegen meinen Willen) bin entgangen,
ich meins Bedunkens recht dahinden
ich hoffe mit solcher Weis zu finden.
Drumb, wenn ichs gleich mit dir versuch,
sprüng auf in d’Luft oder vor mich kruch,
so wird mir doch, wie dir, nit baß,
würd mit dir in der Pfannen naß (gekocht).
Drumb mich dein Gspött nit irren soll,
des Spötters Haus brenet auch einmol“.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)