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im Paradies nicht, und ward verboten, wenn er stürbe, ihn einzulassen. Er stirbt aber und flickt sich hinein wie er kann, ehe mans innen wird. Da man ihn heraustreiben will, gibt er gute Worte, sagt zu er wolle fromm sein; man läßt es geschehen. Bald aber im Nu, da er allerlei sieht wie man handelt im Paradies, da es alles auf besonders himmlische Weise zugeht, dessen er nichts verstehen noch in seinen Kopf bringen kann, wird er in sich selbst unwillig und wünscht schier er wäre nie hinein kommen. Denn es thut solchen Leuten faul (sie werden ärgerlich), wenn sie Köpflein nicht brauchen sollen (es nicht nach ihrem Kopf geht). Gleichwol verbeißt er des Dinges viel und läßt sich nichts merken, ohne daß er mit sich selbst wundert, wenn er siehet wie die Jungfräulein in Stuben Wasser schöpfen: etliche tragen es in alte löcherige Fässer, die, obgleich es raus läuft, doch allezeit voll bleiben; das kann er nicht verstehen, ist ihm gar seltsam Ding. Dergleichen er sonsten viel mehr siehet und darf es doch nicht tadeln. Eines Males sieht er sie mit einem langen Zimmer (gezimmerten Balken), das sie auf den Achseln tragen zu einem Gäßlein zu, da sie die Quer mit dem Holze hindurch wollen. Das möchte ihm den Tod thun, doch darf es nicht schnappen lassen. Endlich stößt er auf einen Fuhrmann, der mit Pferd und Wagen im tiefsten Schlamm in einem Pfuhl steckte, konnte weder hinter sich noch vor sich: spannte die Pferde zwei hinten und zwei vorne an und hieb darauf. Das konnte Hans Pfriem nicht vertragen, weil es seines Handwerks war: schreit zum Fuhrmann ungestümmlich ein und straft ihn wegen des närrischen Vornehmens, als er meinte: hieß ihn die Pferde zusammen spannen und antreiben; das brach ihm den Hals. Denn alsbald es kund wird, daß er den Vertrag gebrochen und seiner Zusage vergessen hätte, schickte man eilend hin und läßt ihn erinnern daß er das Paradies räume. Da wird er erstlich verzagt, faßt aber hurtig einen Mut und erkühnet: wird frech und trotzig wider alle der Heiligen Seelen, die ihn hinaus zu weisen an ihn treffen. Rückt sämtlichen und sonderlichen ihre Gebrechen auf, damit sie auf der Welt beschrien waren: dem seligen Schächer, so zu der Seiten Christi gekreuzigt ward, wirft er den Galgen vor, der Maria Magdalena ihre Unzucht und die sieben Teufel, Zachäo seine Untreue, Diebstahl und Finanzerei, St. Petro sein Verläugnen, schwören und Meineid und anderes, St. Paulo seine Verfolgung und Gotteslästerung, Moysi

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)