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164.
Der faule Heinz.

Die Grundlage ist genommen aus Proverbiorum copia. Etlich viel hundert lateinischer und deutscher Sprichwörter durch Eucharium Eyering. Eisleben 1601. Bd. 1. S. 70–73. Eine noch ausführlichere Erzählung Bd. 2, 392–394. Der Schluß von der langsamen Schnecke kommt in den Briefen der Elisabeth von Orleans vor, wozu Kellers altdeutsche Erzählungen S. 584 zu vergleichen sind. Eine ähnliche Erzählung findet man im Zeitvertreiber (1668) S. 466. 469. Aber das Märchen war auch im Orient bekannt, man vergleiche Pantchatantra S. 210 und Bidpai (nach der Übersetzung von Philipp Wolf 2, 3), woher es Hans Sachs (4. 3, 54 Nürnberger Ausgabe) genommen hat; es wird da von einem Mönch oder Einsiedler erzählt mit verschiedener Ausführung. Der Mann will von dem Geld für den gesammelten Honig zehn Ziegen kaufen und durch weitere Steigerung endlich ein großes Vermögen erwerben, dann eine schöne Frau nehmen und den Sohn, den sie ihm gebären wird, mit seinem Stab strafen, wenn er nicht gehorcht.


165.
Der Vogel Greif.

Diese vortreffliche Auffassung verdanken wir einem Schweizer Friedrich Schmid, von dem wir sie durch Wackernagel erhalten haben. Sie hat einen eigenthümlichen Inhalt und gehört doch zu dem Teufel mit den drei goldenen Haaren Nr. 29. Näher verwandt ist ihm das Märchen Nr. 13 bei Müllenhoff und ein dänisches bei Etlar S. 129. Von einem Schiff zu Wasser und Lande gibt es, wie jener bemerkt, in Holstein eine besondere Überlieferung, aber auch in Finnland weiß man von einem goldnen Schiff, das von selbst über Land und Meer fährt; s. Schiefner S. 611. Vielleicht sollte ursprünglich der Lauf der Sonne damit angedeutet werden.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)