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Königstochter! setz dich auf meinen rauhen Schwanz, hurleburlebutz! zurück in das Schloß!“ Der Fuchs verlangt nun die rechte Braut vom König und will in acht Tagen wiederkommen. Sie geben ihm aber die verkleidete Gänsehirtentochter, doch die verräth sich auch beim Lausen, indem sie ausruft „wo mögen jetzt meine Gänse sein!“ Sie muß wieder auf dem Schwanz des Fuchses zurück, der droht dem König, wenn er nicht die rechte Braut in acht Tagen erhalte. Nun wird sie ihm aus Furcht gegeben. Draußen als sie den Fuchs lausen muß, spricht sie „ich bin eines Königstochter und soll einen Fuchs lausen! säß ich jetzt daheim in meiner Kammer, könnte ich in meinem Garten die Blumen sehen!“ Da erkennt der Fuchs daß es die Königstochter ist und verwandelt sich in das weiße Männchen, bei dem muß sie in einer kleinen Hütte wohnen und den Haushalt führen; das Männchen thut ihr aber alles zu Liebe. Einmal spricht es zu ihr es würden drei weiße Tauben geflogen kommen, die mittelste solle es ergreifen und ihr den Kopf abschneiden, aber ja die mittelste. Das thut es und alsbald verwandelt sich die Taube in einen schönen Königssohn, der sagt daß er durch Bezauberung sieben Jahre lang habe die menschliche Gestalt verlieren müssen und nur auf diese Art Erlösung erlangen können. Andere Erzählungen bei Müllenhoff Nr. 2, bei Colshorn Nr. 20 und bei Pröhle Märchen für die Jugend Nr. 4. Das Unterschieben der falschen Braut, die sich zu leicht an ihres Vaters unkönigliches Handwerk erinnert, kommt in der Volsungasage Cap. 21 schon vor; vergl. altd. Wälder 1, 71. Der dunkle und feurige Ofen, worein der Königssohn verwünscht ist, bedeutet ohne Zweifel die Hölle, Unterwelt, den Orcus, wo der finstre Tod haust, aber auch die Schmiedeesse steht. Damit erklärt sich die noch jetzt gebräuchliche Redensart „etwas Geheimes dem Ofen sagen, den Ofen um etwas bitten.“ In andern Sagen ist es Stein oder eine Steinsäule, der man das Geheimnis entdeckt (Büschings Volkssagen S. 66 und 363). Man gräbt auch ein Loch in die Erde und spricht es hinein (Eyering Sprichwörter 1, 290); vergl. Wuk serbische Märchen S. 227. So schwuren die Alten bei der Unterwelt, wo der gerechte Todtenrichter, Höllenrichter wohnt. Deswegen spricht das Gänsmägdlein zum Ofen (Nr. 89 vergl. Erdmännlein Nr. 91) und enthüllt ihm die geschehene Unthat, die sie keinem Menschen offenbaren darf. Auch das Wort Eisenofen ist alterthümlich und nicht sowohl auf einen eisernen zu deuten als auf das alte Eitofan

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)