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Männchen bringt ihn wieder ins Leben, als er aber mit dem Hemd nach Haus kommt, haben seine Brüder dem Vater gesagt er stehe mit dem Teufel im Bund. Der Vater behauptet sie müßten nochmals ausgehen, und wer das beste Brot heimbringe, solle die Mühle erhalten, denn über Brot habe der Teufel keine Gewalt. Dem Dummling begegnet im Wald ein altes Mütterchen, er theilt sein Essen mit ihr, und es gibt ihm dafür eine Wünschelruthe. Den andern Tag, als er auf einer Brücke steht und hungerig ist, hält er die Wünschelruthe über das Wasser, so kommt ein Schildkrötchen heran. „Was kann mir das helfen“ denkt er, legt das Thierchen aber doch auf die Brückenmauer. Als er fort geht, ruft es ihm nach „nimm mich mit! nimm mich mit!“ Er steckts in die Tasche, als er hernach von ungefähr hineingreift, findet er ganze Geldrollen darin. Nun geht es ihm wohl, er hält das Schildkrötchen in Ehren, miethet sich in einem Wirthshaus die schönste Stube, legt es da in ein Bett und zieht fort das beste Brot zu suchen. Nach einem Jahr kommt er zurück ohne es gefunden zu haben; wie er nach dem Schildkrötchen sieht, so hat es zwei weiße schöne Füße bekommen. „Ei was ist das!“ denkt er, deckts aber warm zu. Eines Abends, als er so im Bett liegt und nachsinnt wie er doch das Brot noch erlangen wolle, sieht er im Schatten als stände da jemand und knätete Brot in einer Mulde. Nachts träumt ihm es wäre daraus das beste Brot geworden, und wie er am andern Morgen aufwacht, liegt auch wirklich das schönste Brot vor ihm. Er bringt es heim, und alle müssen ihm den Sieg zugestehen. Da kehrt er zu seinem Schildkrötchen zurück und sieht im Bette eine wunderschöne Königstochter liegen und das Schildkrötchen daneben. Sie sagt ihm sie sei von ihrer Mutter verwünscht worden und er habe sie erlöst. Darauf verspricht sie ihm seine Gemahlin zu werden, aber zuvor müsse sie heim zu ihrem Vater. „Geh nur immer nach Haus“, spricht sie, „wenn du den ersten Kanonenschuß hörst, so ziehe ich mich an, beim zweiten steige ich in den Wagen, beim dritten sieh dich um nach sechs weißen Pferden, damit komme ich gefahren“. So trifft alles ein, sie halten Hochzeit und leben lange vergnügt. Da begegnet es ihm unglücklicherweise daß er das Schildkrötchen, das die Königstochter sorgfältig aufbewahrt, ins Feuer fallen läßt, darüber wird sie so bös daß sie ihm ins Gesicht spuckt. Er wird sehr traurig und geht gleich fort und gräbt sich fünf und zwanzig Klafter tief unter der Erde eine

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)