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unschuldige, und das ist dann der jüngste. In der paderbörnischen, die überhaupt viel unvollkommener ist, gibt den drei Prinzen die zusammen reisen, statt des Zwergs ein Fischer Auskunft. Sie können in das verzauberte Schloß nicht eher gelangen, bis jeder drei Federn von einem Falken hat, der alle drei Tage dreimal geflogen kommt und jedesmal eine fallen läßt. Im Schloß müssen sie mit einem siebenköpfigen Drachen kämpfen; wer ihn nicht in drei Tagen besiegt, der wird in Stein verwandelt, wer ihn aber tödtet, bekommt das Wasser des Lebens. Sie gelangen mit den Falkenfedern ins Schloß, der Kampf wird angeordnet, die Königstochter und der Hof, alles ganz schwarz gekleidet, sehen zu. Die beiden ältesten können dem Drachen nichts anhaben und werden zu Stein; nun kommt der jüngste daran, der in einem Schlag die sieben Köpfe abhaut. Die Prinzessin gibt ihm also das Lebenswasser, und auf seine Bitte den Brüdern das Leben wieder. In einer dritten Erzählung aus dem hanöverschen verschiedenes Eigenthümliche. Die beiden ältesten Söhne verthun auf der Reise ihr Geld und stehlen in der Stadt, wo sie bleiben mußten, einen Schatz, werden aber ergriffen und ins Gefängnis geworfen. Nun zieht der jüngste Sohn aus. Er kommt in jene Stadt und hört daß zwei Diebe sollen gehängt werden, da bittet er bis zu seiner Wiederkunft damit zu warten, reitet weiter und gelangt in einen Wald, wo das Pferd nicht mehr fort kann. Er steigt ab und findet ein Haus, davor liegt ein Riese der fragt was er suche. „Das Lebenswasser, weißt du nicht, wo es zu finden ist“. „Nein“, antwortet der Riese, „aber vielleicht wissens meine Hasen und Füchse“. Da pfeift er, und alsbald kommen von allen Seiten Hasen und Füchse gelaufen, über dreihundert. Der Riese fragt ob sie nichts von dem Wasser wüßten, aber keiner kennt es, da spricht er „wissens die nicht, so wirds wohl mein Bruder wissen, der wohnt dreitausend Meilen von hier, aber ich will dich hintragen lassen“. Ein alter Fuchs muß den Königssohn auf den Rücken nehmen und in wenig Augenblicken bringt er ihn zu seines Herrn Bruder. Dieser ist noch viel größer, weiß aber auch nichts von dem wunderbaren Wasser. Da ruft er sein Feuer und fragt es darnach, und dann seine Winde, aber keiner kennt es, nur der Nordwind der zuletzt noch kommt, der sagt „ja ich weiß, wo es zu holen ist“. Der Nordwind muß den Königssohn zu dem Schloß bringen und zwar zwischen elf und zwölf Uhr, wo das Schloß allein zu sehen ist, denn hernach versinkt es ins Wasser. Auch sagt er ihm

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)