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ist mit einem treuen Diener auf der Fahrt und gelangt in einen Wald, da findet er Kleine die mit einander streiten. „Was habt ihr vor?“ fragt er. „Wir haben eine Kappe in dem Wald gefunden, und jeder will sie behalten“. „Wozu dient die Kappe“. „Sie hat die Eigenschaft daß der welcher sie trägt, nicht gesehen wird, weder von Gott, noch von den Menschen, noch von den bösen Geistern“. „Nun geht alle bis ans Ende des Walds,“ sagt der Chanson, „ich will die Kappe nehmen und sie dem geben, der in dem Wettlauf siegt und zuerst hier anlangt“. Wie sie aber weg sind, setzt der Chanson die Kappe auf den Kopf seines Dieners, und wie die Kleinen wieder kommen, ist sie verschwunden und sie suchen vergeblich darnach. Der Chanson zieht weiter mit seinem Diener und kommt wieder in einen Wald, wo böse Geister sich um ein paar Stiefel zanken, wer die anhat, befindet sich gleich in dem Land, in welches er sich wünscht. Der Chanson heißt auch diese weggehen und herbeilaufen, wer zuerst anlange, solle die Stiefeln haben. Allein er gibt sie seinem Diener unter das Kleid, der die Kappe aufthut, wie also die Geister zurückkommen, sind die Stiefel verschwunden. In einer Erzählung der 1001 Nacht (10, 302) wird um eine unsichtbar machende Kappe, eine Trommel und ein Bett gestritten. Zu vergleichen ist ein indisches Märchen bei Somadeva 1, 19. 20 (vergl. Berlin. Jahrb. für deutsche Sprache 2, 265), ein arab. in der Fortsetzung der 1001 Nacht 563–624 (s. Val. Schmidts Fortunat S. 174–178), ein norweg. bei Asbjörnsen S. 53. 171, ein ungarisches bei Mailath und Gaal Nr. 7.

Das vorangehende, die Verschreibung des Kindes an den Teufel in Unwissenheit und Übereilung ist eine häufige Einleitung der Märchen (s. Anmerk. zu Nr. 55), hier christlich gestellt. Die Übereinstimmung mit Siegfried fängt erst da an, wo der Jüngling, wie er (Wilk. S. Cap. 140. 141, welche diesen Umstand allein hat) auf dem Wasser fortgetrieben wird. Die Königstochter die er befreit, ist nach der deutschen Sage Kriemhild auf dem Drachenstein, sonst aber, besonders nach der nordischen Sage, Brünhild, denn für Gudrun (d. i. Kriemhild) thut er dort, wie in den Niebelungen, nichts. Der Drache der sie gefangen hält, kommt darin vor, daß sie selbst in eine Schlange verwandelt worden. Das Überwinden der Gespenster durch Schweigen ist ein alter bedeutender Zug (s. altdän. Lieder S. 508). Der Goldberg den der Held gewinnt, ist der Berg mit dem Goldschatze, der Hort, welchen, nach dem Lied, Siegfried auch im

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)