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Erzählerin weiblich, wie das frühere Rätersch bekanntlich auch vorkommt.

Bei einer eigentlichen Erörterung des kerlingischen Mythus von Bertha, Pipins verlobter Gemahlin, die durch ihre Dienerin verdrängt wird und in der Mühle spinnt und webt, würde sich ausführen lassen daß unser dem Hauptinhalt nach sichtbar damit zusammenkommendes Märchen, doch noch alterthümlicher, schöner und einfacher ist. Man sehe Fr. Wilh. Val. Schmidts reichhaltigen Aufsatz im 3ten Band von Bojardos Roland S. 1–42. Besonders merkwürdig in dieser Beziehung ist der Name Falada (die mittlere Sylbe kurz), weil Rolands Pferd, Valentich, Falerich, Velentin, in den Heimonskindern Pfälz. Hs. 68a Volatin heißt, und das Pferd Wilhelms von Oranse bei Türheim Volatin, Valatin, Valantin. Schwedisch in den Volkssagen und Volksliedern bei Afzelius 1. Ungarisch bei Molbech S. 387. Albanesisch bei Hahn 2, 165. 166. Das russische Märchen von Bulat (Dietrich Nr. 10 vergl. Nr. 5) beruht auf derselben Sage, nur auf einen Jüngling angewendet. In dem Pentamerone die zwei Kuchen (4, 7).


90.
Der junge Riese.

Aus der Leinegegend. In diesem Märchen zeigt sich unverkennbar eine Verwandtschaft mit der Sage von Siegfried, dessen gewaltige Riesennatur in seiner Jugend und überhaupt in seinem Leben die Gedichte ähnlich beschreiben. Er fängt die Löwen, bindet sie an den Schwänzen zusammen und hängt sie über die Mauer (Rosengarten 3. Siegfr. Lied 33). Deutlicher ist sein Arbeiten beim Schmied, dem er hier eben so ungefüg zuschlägt (Lied. 5), der, wie Reigen, goldgierig ist und aus Geiz alles allein besitzen will; ferner die Hinterlist des gleichfalls habsüchtigen Amtmanns, der ihn los sein will, welche jener des Reigen entspricht, so wie die gefährliche, verwünschte Mühle dem Drachennest, wohin er, der den Schrecken nicht kennt (was besonders die nord. Sage hervorhebt, denn Brunnhild hatte gelobt keinem andern sich zu vermählen als einem ganz unerschrockenen; s. Sigurdrifa’s Lied) furchtlos geht und siegreich zurückkommt. Der Riese erscheint ganz in den Sitten welche die alten Gedichte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)