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dann kommen und sich dafür bedanken.“ So hat sie Ruhe, bis die sieben Jahre herum sind, da kommt ein Königssohn in aller Pracht gefahren und holt sie ab; das war der Rabe, dessen Verwünschung nun ihr Ende erreicht hatte. In der jungen Amerikanerin (1, 30–231) ist das Märchen schlecht benutzt. Das Thier ist ein Drache, aus dessen Garten (es ist darin kein Winter) der Vater sich eine Rose bricht und dafür seine Tochter versprechen muß. Die Tochter geht selbst in des Drachen Schloß, der stellt sich dumm und ungeschickt. In der Nacht aber träumt sie von einem schönen Jüngling und allmälig gewöhnt sie sich an ihn, so daß sie ihn endlich lieb gewinnt. Sie besucht ihre Eltern und kommt zurück durch Hilfe eines Rings der ein- und auswärts gedreht wird. Endlich gesteht sie ihm in einer Nacht daß sie ihn lieb habe, da ist er am Morgen ein schöner Jüngling und sein Zauber gelöst. Es entdeckt sich auch, daß sie nicht des Kaufmanns Tochter sondern von einer Zauberin untergeschoben ist.

In der Leipziger Sammlung ist es das siebente Märchen (S. 113–130), in dem Büchlein für die Jugend Nr. 4. Aus Schlesien in Wolfs Zeitschrift 1, 310, aus Tirol bei Zingerle S. 391, aus Schweden bei Meier Nr. 57; verwandt ist das Märchen vom Eisenofen (Nr. 127) und die dort in der Anmerkung noch mitgetheilten. Auch das singende und klingende Bäumchen in der Braunschweiger Sammlung ist hier anzuführen, wie die drei Thiere bei Musäus. Schwedisch der Graumantel (s. unten), niederländisch in der Wodana Nr. 3. Ungarisch bei Gaal Nr. 15. Im Pentam. haben mehrere Ähnlichkeit, das Zauberkästchen (2, 9), Pintosmauto (5, 1) und der goldene Stamm (5, 4). Bei der Aulnoy der blaue Vogel (Nr. 3), der Widder (Nr. 10) und die grüne Schlange (Nr. 15). Aus den Märchen der Frau von Beaumont gehört das eine von der Schönen und dem Thier in dem 5ten Gespräch hierher. Endlich ist noch auf ein aus der heutigen indischen Volkssage genommenes Märchen von des Holzhauers Tochter hinzuweisen, das im Anhang zu Somadeva mitgetheilt wird 2, 191. 211.

In diesen vielfachen Auffassungen wird immer das aus dem Apulejus so bekannte Märchen von der Psyche ausgedrückt. Das Herz wird geprüft und vor der Erkenntnis in reiner Liebe fällt alles Irdische und Böse nieder. Unsere Erzählung stimmt auch darin, daß Licht das Unglück bringt und die alles entfesselnde Nacht den Zauber

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)