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sie diesmal hier nicht übernachten wollten, also keiner Herberge bedürften, aber die Frau nöthigte sie herein, sie möchten doch einen Bissen bei ihr essen, damit sie ihren Weg desto besser vollbringen könnten. Wollten sie Ruhe haben, so mußten sie es annehmen. Nach der Mittagsmahlzeit dankten sie und sagten wenn sie wiederkämen, wollten sie es miteinander vergleichen. Die Frau dachte „jene haben sie nur einmal gespeist und dafür ein neues Haus bekommen, ich aber soll sie zweimal füttern, das ist mir ungelegen“. Sie sprach also „liebe Freunde, wollt ihr etwas geben, so thuts, es ist mir jetzt so lieb als auf eine andere Zeit.“ Paulus sagt „Bruder Petrus, gib ihr auch dreier Wünsche Gewalt, wie der andern Frau, das ist es doch was sie verlangt.“ Also that es Petrus, und die Heiligen giengen fort. Kaum sind sie ihr aus den Augen, so wünscht sie daß ihr Haus und all ihre Habe bis auf den Grund abbrenne, was sogleich geschieht. Indessen kommt ihr Mann über Feld herangefahren, und als er sieht daß sein Haus in Flammen steht, läuft er herbei und ruft „Feuerjo, Feuerjo, liebe Freunde, helft löschen.“ Die Frau, zornig darüber daß er löschen will, schreit „ei ruf daß dir der Brand in Ars fahr!“ Alsbald geschieht es, und zwei Wünsche sind angelegt. Der arme Mann mit dem Feuer im Hintern leidet große Pein: kein Löschen will helfen und niemand vermag den Brand herauszuziehen. Wollt ihn die Frau am Leben behalten, so mußte sie mit dem dritten und letzten Wunsch ihn wieder davon befreien. Ein östreichisches Märchen, worin die drei Wünsche dem Armen ebenfalls zum Glück ausschlagen, findet sich bei Ziska Nr. 3 mit der Überschrift „tausendfache Vergeltung“, bei Meier in zwei Märchen getheilt Nr. 40 und 65. Lehmann im erneuerten polit. Blumengarten (Frankf. 1640) gedenkt der Sage auf eine etwas derbe Weise S. 371. „Oft geschiehts, daß ein Mensch gut Glück hat, aber keinen Segen dabei, wie das Weib, dem St. Peter drei Wünsch zu ihrer Wohlfahrt erlaubt; denn sie wünscht ihr zuerst ein schön gelb Haar, zum andern eine Bürst“. Nun thut der Mann der Bürst wegen einen bösen Wunsch, dessen Erfolg er durch den dritten wieder aufheben muß. Diese Darstellung, wo dem Armen die Wünsche misrathen, nähert sich wieder dem Märchen vom Spielhansel (Nr. 82), und bloß diesen Theil erzählt Perrault (les souhaits ridicules) und die Beaumont (2, 74) nach ihrer Weise; ganz gemeiner Art ist das altfranzösische Fabliau von den quatre souhaits de S. Martin (Méon 4,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)