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Hildebrand Nr. 95 und bei Pröhle Kinderm. Nr. 63. Dänisch bei Andersen der kleine Klaus und der große Klaus, bei Etlar S. 134. Aus Vorarlberg bei Vonbun S. 36. Im Pentamerone der Gevatter (2, 10), bei Straparola Skarpafico (1, 3). Übrigens sind die allezeit betrogenen Bauern offenbar mit den Lalenbürgern verwandt.


62.
Die Bienenkönigin.

Aus Hessen, wo wir noch eine andere, verschiedentlich abweichende Erzählung gehört haben. Ein armer Soldat meldet sich beim König um Dienste und verspricht die schönste Jungfrau für ihn zu gewinnen. Er wird königlich ausgerüstet, unterwegs, als er bei einen großen Wald kommt, hört er den Gesang von viel tausend Vögeln prächtig in die blaue Luft hinein erschallen. „Halt! halt!“ ruft er, „die Vögel nicht gestört, die preisen ihren Schöpfer“, und heißt den Kutscher umdrehen und einen andern Weg fahren. Danach kommt er auf ein Feld, wo viel tausend Raben nach Speise überlaut schreien. Er läßt ein Pferd ausspannen, todtstechen und den Raben zur Nahrung hinwerfen. Endlich kommt er an einen Sumpf, da liegt ein Fisch und klagt erbärmlich daß er in kein fließendes Wasser gelangen könne. Der Soldat trägt ihn selber hinein, und der Fisch schlägt vor Freude mit dem Schwanz. Als er bei der Königstochter anlangt, wird ihm dreierlei aufgegeben, was er zuvor vollbringen soll. Erstlich soll er ein Viertel Mohnsamen welchen der König hat säen lassen, wieder herbeischaffen. Der Soldat nimmt ein Maß, einen Sack und weiße Tücher mit hinaus aufs Feld, und breitet die Tücher da aus. Nicht lang, so kommen die Vögel, die er bei dem Singen nicht hat stören wollen, lesen den Samen, Körnchen für Körnchen, auf und tragen ihn auf die Tücher, so daß der Soldat dem König das ausgesäete Maß wieder zustellt. Zweitens soll er einen Ring holen, den die Königstochter hat ins Meer fallen lassen. Der Fisch den er in fließend Wasser gesetzt hatte, holt ihn unter der Floßfeder eines Wallfisches, wohin er gefallen war, herauf. Drittens soll er ein Einhorn, das in einem Wald sich aufhält und großen Schaden thut,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)