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den Hasen ans Fenster, Reh und Bär hinter die Stubenthür, die drei Hunde in den Stall. Die Räuber kommen, stellen sich freundlich und heißen ihn mit essen. Sie setzen sich zu Tisch, die Räuber legen die Spitzen der Messer umgekehrt gegen sich, der Jäger von sich, wie sichs gehört. Sprechen die Räuber „warum legst du dein Messer nicht wie wir?“ „Ich legs wie ein Jäger, ihr aber legts wie Spitzbuben“. Sie springen auf und wollen ihn umbringen, da klopft der Has ans Fenster, alsobald öffnet das Reh die Thüre und die drei Hunde dringen herein und der Bär auch und zerreißen die zwölf Spitzbuben. Nun zieht der Jäger weiter, kommt in die Stadt, die den ersten Tag mit weißem, den zweiten mit rothem, den dritten mit schwarzem Tuch überzogen ist. Er tödtet den Drachen mit seinen drei Hunden, geht fort ein Jahr und drei Tage, kommt dann wieder und erhält die Königstochter. Sonst stimmt es mit unserem Märchen, nur wird hier mit der Hochzeit und mit der Erlösung der drei Thiere geschlossen. Sie bitten flehentlich ihnen den Kopf abzuhauen, er will sich lange nicht dazu verstehen: wie er es endlich thut, so verwandelt sich der Has in eine schöne Königstochter, das Reh in die Königin, der Bär in den König. In Linas Märchenbuch von A. L. Grimm kommt die Sage S. 191–311 vor, die Zwillinge heißen Brunnenhold und Brunnenstark. Peter und Paul bei Zingerle S. 131, wo noch eine zweite Erzählung S. 260 vorkommt. Glücksvogel und Pechvogel bei Pröhle Kinderm. Nr. 5. Hans und die Königstochter bei Meier Nr. 29 und 58, eine andere Überlieferung S. 306. Bei Wolf Hausm. S. 369. Bei Kuhn und Schwarz Nr. 10. Das Märchen ist weit verbreitet, indisch bei Somadeva 2, 142, dänisch bei Etlar S. 18, schwedisch bei Cavallius S. 78. 85, flämisch in der Wodana S. 69, ungarisch bei Gaal Nr. 9 und bei Stier S. 67, walachisch bei Schott Nr. 11. Aus dem Pentamerone gehört hierher der Kaufmann (1, 7) und die Hirschkuh (1, 9), aus Straparola die dritte Erzählung der zehnten Nacht. Der Eingang von dem Goldvogel in einer französ. Feengeschichte des Grafen Caylus (Cabinet des fées 24, 267), böhmisch bei Gerle die Zwillingsbrüder (2, 2). Verwandt sind die Goldkinder (Nr. 85) und ein serbisches Märchen bei Wuk Nr. 29. Mit dem Ganzen hat viel ähnliches die persische Sage von Lohrasp im Firdusi (Görres 2, 142).

In diesem merkwürdigen Märchen sind zwei verschiedene Richtungen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)