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verzauberte Königstochter, die konnte niemand erlösen, als wer den Glasberg erstiegen hatte, worein sie gebannt war. Da kam ein junger Gesell ins Wirthshaus, zum Mittagessen wurde ihm ein gekocht Hühnchen vorgesetzt, alle Knöchlein davon sammelte er sorgfältig, steckte sie ein und gieng nach dem Glasberg zu. Wie er dabei angekommen war, nahm er ein Knöchlein und steckte es in den Berg und stieg darauf, und dann als ein Knöchlein und als eins, bis er so fast ganz hinaufgestiegen war. Er hatte nur noch eine einzige Stufe übrig, da fehlte ihm aber das Knöchelchen, worauf er sich den kleinen Finger abschnitt und in den Glasberg steckte; so kam er vollends hinauf und erlöste die Königstochter. So erlöst Sivard stolt Bryniel af Glarbierget (Altdän. Lieder S. 31), indem er mit seinem Fohlen hinaufreitet; in einem dithmarser Lied kommt vor

„so schalst du my de Glasenburg
mit eenen Perd opriden“.

Wolfdieterich wird in einen Graben gezaubert, da waren, nach dem Dresd. Gedicht Str. 289,

„vir perg umb in geleit,
die waren auch glesseine
und waren hel und glatt“.

im alten Druck heißt es (Str. 1171)

„mit glasse was fürware
burg und grabe überzogen,
es mocht nichts wan zum tore
sein in die burg geflogen.“

Im jüngern Titurel (Str. 6177) kommt ein Glasberg vor, auch noch in andern Märchen, im Sneewitchen (Nr. 53), in den Raben (Nr. 93), im Eisenofen (Nr. 127). König Artus wohnt bei der Fee Morgan auf der Glasinsel, und leicht ist ein Zusammenhang, nicht blos in den Worten, mit dem nordischen Gläsiswoll. In Schottland gibt es noch Mauern, die wie mit Glas überzogen sind (vitrified forts). Vergl. Archaeologia britan. 4, 242. Sämund. Edda 2. S. 879. Anm.

Wenn das Schwesterchen hier an das Weltende gelangt, so vergleiche

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_045.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)