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steht und hinaussieht, wird sie von der Amme hinabgestoßen. Das gottlose Weib aber erhebt ein Geschrei und gibt vor die Gräfin habe sich selbst hinabgestürzt. Dann berückt sie durch ihre Schönheit den Grafen daß er sie zur Gemahlin nimmt. Sie gebiert ihm zwei Töchter, und das schöne roth und weiße Stiefkind muß als Aschenputtel dienen. Es soll nicht in die Kirche, weil es keine Kleider hat, da weint es auf seiner Mutter Grab, die reicht ihm einen Schlüssel heraus und heißt es einen hohlen Baum aufschließen: er öffnet sich wie Schrank, und es findet darin Kleider, Seife sich zu waschen und ein Gebetbuch. Ein Graf sieht es und um es festzuhalten, bestreicht er die Kirchenschwelle mit Pech. Es entwickelt sich nun alles wie in den andern Erzählungen. Eine sechste aus der Gegend von Zittau wird in Büschings Wöchentl. Nachrichten 1, 139 angedeutet. Aschenputtel ist eine Müllerstochter und soll auch nicht in die Kirche gehen. Neues kommt nicht vor, nur daß statt der Tauben ein Hund die falsche Braut verräth und bellt

„wu, wu, wu!
Schuh voll Blut!“

und bei der rechten

„wu, wu, wu!
Schuh paßt gut!“

Eine siebente in Hagens Erzählungen und Märchen 2, 339. Die Reime lauten,

„helfen in dein Kröppchen,
aber nicht in dein Töppchen“.
„Hohe Weide, thu dich auf,
gib mir dein schön Geschmeide raus“.

Der Hund bellt

„hau, hau, hau, hau, hau,
mein Herr hat nicht die rechte Frau“.

Eine achte bei Colshorn Nr. 44. Eine neunte bei Meier Nr. 4.

Dies Märchen gehört zu den bekanntesten und wird aller Enden erzählt. Murner sagt „es soll ein gouch sein wib regieren lassen und meister sin. Nit daß du si alwegen für ein Fußtuch woltest halten, denn si ist dem man uß der siten genummen und nit uß den Füssen,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)