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wieder forthüpfen, so stand ein junger schöner Königssohn vor ihr und sagte er wäre der bezauberte Frosch gewesen und wäre jetzt erlöst, weil sie ihm versprochen habe sein Schatz zu sein. Da giengen sie beide zum König, der gab ihnen seinen Segen: es ward eine prächtige Hochzeit gehalten, und die zwei andern Schwestern ärgerten sich daß sie den Frosch nicht zum Schatz genommen hatten. In einer dritten Erzählung aus dem Paderbörnischen gibt der Königssohn, nachdem er aus der Froschgestalt erlöst ist, seiner Braut beim Abschied ein Tuch, worin sein Name roth geschrieben ist, wenn der schwarz werde, so sei er todt oder ungetreu. Einmal sieht die Braut mit Leidwesen daß der Name wirklich schwarz geworden ist. Da verkleidet sie sich mit ihren beiden Schwestern in Reiter und sucht den Königssohn auf, und sie verdingen sich bei ihm. Man bekommt Verdacht gegen sie und streut Erbsen, denn wenn sie fielen und wären Mädchen, so würden sie erschrecken, wären es Männer, so würden sie fluchen. Sie haben aber den Anschlag vernommen, und wie sie über die Erbsen fallen, fluchen sie. Als hernach der Königssohn mit der falschen Braut wegreist, müssen die drei dem Wagen nachreiten. Unterwegs hört der Königssohn ein lautes Krachen und ruft „halt der Wagen bricht“, da ruft die rechte Braut hinter dem Wagen „ach nein, es bricht ein Band von meinem Herzen“. So kracht es noch zweimal, und jedesmal bekommt er dieselbe Antwort. Da fällt ihm die rechte Braut wieder ein: er erkennt sie in dem Reiter und hält Hochzeit mit ihr.

Das Märchen gehört zu den ältesten in Deutschland, man kannte es unter dem Namen „von dem eisernen Heinrich“, nach dem treuen Diener, der sein kummervolles Herz in eiserne Bande hatte legen lassen. Rollenhagen nennt es so unter den alten deutschen Hausmärlein, auch bezieht sich darauf was Philander von Sittewald (3, 42) sagt „dann ihr Herz stund in meiner Hand, fester als in ein eisern Band“, was ebenso sprichwörtlich im Froschmeuseler vorkommt. Auch sonst ist von dem Band der Sorge, dem Stein der auf dem Herzen liegt, die Rede. Ein alter Minnedichter sagt schön „sie ist mir stahlhart in mein Herz gedrückt“, und Heinrich von Sax (Man. S. 1, 36) ausdrücklich „mein Herz in Banden liegt“: im Lied von Heinrich dem Löwen (St. 59) „es lag ihr Herz in Banden“, in Kellers Würtemberger (S. 35) „den Leib mit eisernen Banden beschlagen“. Von dem brechenden Herzen sagt Wirnt

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)