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einander nicht lassen wollten, wünschte er sie zu einer schönen Nelke und steckte sie bei sich.

Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und zog in sein Vaterland. Nun gieng er zu dem Thurm, wo seine Mutter darin saß, und weil der Thurm so hoch war, wünschte er eine Leiter herbei, die bis oben hin reichte. Da stieg er hinauf und sah hinein und rief „herzliebste Mutter, Frau Königin, seid ihr noch am Leben, oder seid ihr todt?“ Sie antwortete „ich habe ja eben gegessen, und bin noch satt,“ und meinte die Engel wären da. Sprach er „ich bin euer lieber Sohn, den die wilden Thiere euch sollen vom Schooß geraubt haben: aber ich bin noch am Leben, und will euch bald erretten.“ Nun stieg er herab und gieng zu seinem Herr Vater, und ließ sich anmelden als ein fremder Jäger, ob er könnte Dienste bei ihm haben. Antwortete der König ja, wenn er gelernt wäre und ihm Wildpret schaffen könnte, sollte er herkommm; es hatte sich aber auf der ganzen Gränze und Gegend niemals Wild aufgehalten. Da versprach der Jäger er wollte ihm so viel Wild schaffen, als er nur auf der königlichen Tafel brauchen könnte. Dann hieß er die Jägerei zusammen kommen, sie sollten alle mit ihm hinaus in den Wald gehen. Da giengen sie mit, und draußen hieß er sie einen großen Kreiß schließen, der an einem Ende offen blieb, und dann stellte er sich hinein und fieng an zu wünschen. Alsbald kamen zweihundert und etliche Stück Wildpret in den Kreiß gelaufen, und die Jäger mußten es schießen. Da ward alles auf sechszig Bauerwagen geladen und dem König heimgefahren; da konnte er einmal seine

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1850). Göttingen 1850, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_I_452.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)