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sie in den königlichen Saal eintrat, erstaunten alle über ihre große Schönheit und der König sagte zu seinem Sohn „das ist die Braut, die ich dir ausgewählt habe und die du zur Kirche führen sollst.“ Der Bräutigam erstaunte und dachte „sie gleicht meiner Jungfrau Maleen, und ich würde glauben sie wäre es selbst, aber die sitzt schon lange im Thurn gefangen oder ist todt.“ Er nahm sie an der Hand und führte sie zur Kirche. An dem Wege stand ein Brennesselbusch, da sprach sie

„Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
ik hef de Tyt geweten
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten.“

„Was sprichst du da?“ fragte der Königssohn. „Nichts,“ antwortete sie, „ich dachte nur an die Jungfrau Maleen.“ Er verwunderte sich daß sie von ihr wußte, schwieg aber still. Als sie an den Steg vor dem Kirchhof kamen, sprach sie

„Karkstegels, brik nich,
Bün de rechte Brut nich.“

„Was sprichst du da?“ fragte der Königssohn? „Nichts,“ antwortete sie, „ich dachte nur an die Jungfrau Maleen.“ „Kennst du die Jungfrau Maleen?“ „Nein,“ antwortete sie, „wie sollte ich sie kennen, ich habe nur von ihr gehört.“ Als sie an die Kirchthüre kamen, sprach sie abermals

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_530.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)