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tugendreiche Tochter an. Die Eltern besannen sich nicht lange, „gleich und gleich gesellt sich gern“ meinten sie und willigten ein. Nun ward die dicke Trine Heinzens Frau und trieb die beiden Ziegen aus. Heinz hatte gute Tage und brauchte sich von keiner andern Arbeit zu erholen, als von seiner eigenen Faulheit. Nur dann und wann gieng er mit hinaus und sagte „es geschieht bloß damit mir die Ruhe hernach desto besser schmeckt: man verliert sonst alles Gefühl dafür.“

Aber die dicke Trine war nicht minder faul. „Lieber Heinz,“ sprach sie eines Tages, „warum sollen wir uns das Leben ohne Noth sauer machen und unsere beste Jugendzeit verkümmern? Ist es nicht besser, wir geben die beiden Ziegen, die jeden Morgen einen mit ihrem Meckern im besten Schlafe stören, unserm Nachbar und der gibt uns einen Bienenstock dafür? den Bienenstock stellen wir an einem sonnigen Platz hinter das Haus und bekümmern uns weiter nicht darum. Die Bienen brauchen nicht gehütet und nicht ins Feld getrieben zu werden: sie fliegen aus, finden den Weg nach Haus von selbst wieder und sammeln Honig ohne daß es uns die geringste Mühe macht.“ „Du hast wie eine verständige Frau gesprochen“ antwortete Heinz, „deinen Vorschlag wollen wir ohne Zaudern ausführen: außerdem schmeckt und nährt der Honig besser als die Ziegenmilch und läßt sich auch länger aufbewahren.“

Der Nachbar gab für die beiden Ziegen gerne einen Bienenstock. Die Bienen flogen unermüdlich vom frühen Morgen bis zum späten Abend aus und ein, und füllten den Stock mit dem

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)