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dort, das ist mein Vater: wir zwei müssen auch daran und ihm helfen hüten.“ Dann stieg er mit ihr in das Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die königlichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock und ein paar alte wollene Strümpfe, dabei that sie noch als wärs ein großes Geschenk und sprach „wenn nicht euer Mann wäre, hätt ichs euch gar nicht gegeben.“ Da glaubte sie er wäre wirklich ein Schweinehirt und hütete mit ihm die Herde und dachte „ich habe es verdient mit meinem Übermuth und Stolz.“ Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Füße waren ihr wund geworden. Da kamen ein paar Leute und fragten ob sie wüßte wer ihr Mann wäre. „Ja,“ antwortete sie, „er ist ein Schweinehirt, und ist eben ausgegangen mit Bändern und Schnüren einen kleinen Handel zu treiben.“ Sie sprachen aber „kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinführen,“ und brachten sie ins Schloß hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in königlichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie küßte und sprach „ich habe so viel gelitten, da hast du auch für mich leiden sollen.“ Nun ward erst die Hochzeit gefeiert, und ders erzählt hat, wollte er wäre auch dabei gewesen.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)