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und ins Futter getrieben wird.“ Aber Zweiäuglein merkte was Dreiäuglein im Sinne hatte und trieb die Ziege hinaus ins hohe Gras und sprach „wir wollen uns dahin setzen, Dreiäuglein, ich will dir was vorsingen.“ Dreiäuglein setzte sich und war müde von dem Weg und der Sonnenhitze, und Zweiäuglein hub wieder das vorige Liedlein an und sang

„Dreiäuglein, wachst du?“

Aber statt daß es nun singen mußte

„Dreiäuglein, schläfst du?“

sang es aus Unbedachtsamkeit

Zweiäuglein, schläfst du?“

und sang immer

„Dreiäuglein, wachst du?
Zweiäuglein, schläfst du?“

da fielen dem Dreiäuglein seine zwei Augen zu und schliefen, aber das dritte, weil es von dem Sprüchlein nicht angeredet war, schlief nicht ein. Zwar that es Dreiäuglein zu, aber nur aus List, gleich als schlief es auch damit: doch blinzelte es und konnte alles gar wohl sehen. Und als Zweiäuglein meinte Dreiäuglein schliefe fest, sagte es sein Sprüchlein

„Zicklein, meck,
Tischlein, deck,“

aß und trank nach Herzenslust und hieß dann das Tischlein wieder fortgehen,

„Zicklein, meck,
Tischlein, weg,“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)