was,“ antwortete er, „meinst du ich wollte die Hände in den Schooß
legen wie du? ich muß noch schaffen, du kannst dich aber heim
packen.“ „Vater, ich bin zum erstenmal hier in dem Wald, ich weiß
den Weg nicht allein, geht doch mit mir.“ Weil sich der Zorn gelegt
hatte, so ließ der Vater sich endlich bereden und gieng mit ihm
heim. Da sprach er zum Sohn „geh und verkauf die verschändete
Axt und sieh zu was du dafür kriegst; das übrige muß ich verdienen,
um sie dem Nachbar zu bezahlen.“ Der Sohn nahm die
Axt und trug sie in die Stadt zu einem Goldschmied, der probierte
sie, legte sie auf die Wage und sprach „sie ist vierhundert
Thaler werth, so viel habe ich nicht baar.“ Der Schüler sprach
gebt mir was ihr habt, das übrige will ich euch borgen.“ Der
Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler und blieb einhundert
schuldig. Darauf gieng der Schüler heim und sprach „Vater, ich
habe Geld, geht und fragt was der Nachbar für die Axt haben will.“
„Das weiß ich schon,“ antwortete der Alte, „einen Thaler, sechs Groschen.“
„So gebt ihm zwei Thaler zwölf Groschen, das ist das Doppelte
und ist genug; seht ihr, ich habe Geld im Überfluß,“ und gab dem
Vater einhundert Thaler und sprach „es soll euch niemals fehlen, lebt
nach eurer Bequemlichkeit.“ „Mein Gott,“ sprach der Alte, „wie bist
du zu dem Reichthum gekommen?“ Da erzählte er ihm wie alles zugegangen
wäre und wie er im Vertrauen auf sein Glück einen so reichen
Fang gethan hätte. Mit dem übrigen Geld aber zog er wieder hin
auf die hohe Schule, und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster
alle Wunden heilen konnte, ward er der berühmteste Doctor auf der
ganzen Welt.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)