sie auf einander losschlügen. Da sagte der eine er hätte einen
Stock gefunden, wenn er damit wider eine Thür schlüge, so spränge
sie auf; der andere sagte er hätte einen Mantel gefunden, wenn
er den umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach
er hätte ein Pferd gefangen, damit könnte man überall hin reiten,
auf den gläsernen Berg hinauf. Nun wüßten sie nicht ob sie
das in Gemeinschaft behalten oder ob sie sich trennen sollten. Da
sprach der Mann „die drei Sachen will ich euch eintauschen: Geld
habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die mehr werth sind!
doch muß ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe ob ihr
auch die Wahrheit gesagt habt.“ Da ließen sie ihn aufs Pferd
sitzen, hiengen ihm den Mantel um und gaben ihm den Stock
in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht
mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge und rief „nun, ihr
Bärenhäuter, da habt ihr was euch gebührt: seid ihr zufrieden?“
Dann ritt er den Glasberg hinauf und als er oben vor das Schloß
kam, war es verschlossen: da schlug er mit dem Stock an das Thor
und alsbald sprang es auf. Er trat ein und gieng die Treppe
hinauf bis oben in den Saal, da saß die Jungfrau und hatte
einen goldenen Kelch mit Wein vor sich. Sie konnte ihn aber
nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam,
zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger und warf
ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie „das ist mein Ring,
so muß auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.“ Sie suchten
im ganzen Schloß und fanden ihn nicht, er war aber hinaus
gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt und den Mantel abgeworfen.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)