aber es war viele tausend Meilen weit weg. „Wie werde ich
nun dahin kommen?“ fragte der Mann. Der Riese sprach „zwei
Stunden hab ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen,
dann aber muß ich wieder nach Haus und das Kind säugen, das
wir haben.“ Da trug der Riese den Mann bis etwa hundert Stunden
vom Schloß und sagte „den übrigen Weg kannst du wohl allein
gehen.“ Dann kehrte er um, der Mann aber gieng vorwärts Tag
und Nacht, bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg
kam. Es stand aber auf einem gläsernen Berge, und die
verwünschte Jungfrau fuhr in ihrem Wagen um das Schloß herum
und gieng dann hinein. Er freute sich als er sie erblickte und wollte
zu ihr hinauf steigen, aber wie er es auch anfieng, er rutschte an
dem Glas immer wieder herunter. Und als er sah daß er sie nicht
erreichen konnte, ward er ganz betrübt und sprach zu sich selbst „ich
will hier unten bleiben und auf sie warten.“ Also baute er sich
eine Hütte und saß darin ein ganzes Jahr und sah die Königstochter
alle Tage oben fahren, konnte aber nicht zu ihr hinauf
kommen.
Da sah er einmal aus seiner Hütte wie drei Räuber sich schlugen und rief ihnen zu „Gott sei mit euch!“ Sie hielten bei dem Ruf inne, als sie aber niemand sahen, fiengen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals „Gott sei mit euch!“ Sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal „Gott sei mit euch!“ und dachte „du mußt sehen was die drei vorhaben“ gieng hin, und fragte warum
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)