ist es leicht um dein Leben geschehen.“ Endlich wagte er es und
trat heran. Als der Riese ihn sah, sprach er „es ist gut, daß du
kommst, ich habe lange nichts gegessen: ich will dich gleich zum
Abendbrot verschlucken.“ „Laß das lieber sein,“ sprach der Mann,
„ich lasse mich nicht gerne verschlucken; verlangst du zu esse, so habe
ich genug um dich satt zu machen.“ „Wenn das wahr ist,“ sagte der
Riese, „so kannst du ruhig bleiben; ich wollte dich nur verzehren,
weil ich nichts anderes habe.“ Da giengen sie und setzten sich an den
Tisch, und der Mann holte Brot, Wein und Fleisch, das nicht all
ward. „Das gefällt mir wohl“ sprach der Riese und aß nach Herzenslust.
Danach sprach der Mann zu ihm „kannst du mir nicht
sagen wo das goldene Schloß von Stromberg ist?“ Der Riese
sagte „ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle
Städte, Dörfer und Häuser zu finden.“ Er holte die Landkarte,
die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, aber es stand
nicht darauf. „Es thut nichts,“ sprach er, „ich habe oben im
Schranke noch größere Landkarten; darauf wollen wir suchen;“ aber
es war auch vergeblich. Der Mann wollte nun weiter gehen; aber
der Riese bat ihn noch ein paar Tage zu warten bis sein Bruder
heim käme, der wäre ausgegangen Lebensmittel zu holen. Als der
Bruder heim kam, fragten sie nach dem goldenen Schloß von Stromberg,
er antwortete „wenn ich gegessen habe und satt bin, dann
will ich auf der Karte suchen.“ Er stieg dann mit ihnen auf
seine Kammer und sie suchten auf seiner Landkarte, konnten es aber
nicht finden: da holte er noch andere alte Karten, und sie ließen
nicht ab, bis sie endlich das goldene Schloß von Stromberg fanden,
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)