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sagte der Trommler, gieng aber zu dem Teich und fieng an zu schöpfen. Er schöpfte den ganzen Morgen, aber was kann man mit einem Fingerhut bei einem großen Wasser ausrichten, und wenn man tausend Jahre schöpft? Als es Mittag war, setzte er sich hin und dachte „es ist alles umsonst, und ist einerlei ob ich arbeite oder nicht,“ hörte auf und setzte sich nieder. Da kam ein Mädchen aus dem Haus gegangen, stellte ihm ein Körbchen mit Essen hin, und sprach „du sitzest da so traurig, was fehlt dir?“ Er blickte es an, und sah daß es wunderschön war. „Ach,“ sagte er, „ich kann die erste Arbeit nicht vollbringen. Wie soll es mit den andern gehen? Ich bin ausgegangen eine Königstochter zu suchen, die hier wohnen soll, aber ich habe sie nicht gefunden; ich will weiter gehen.“ „Bleib hier,“ sagte das Mädchen, „ich will dir aus deiner Noth helfen. Lege nur deinen Kopf in meinen Schoos und schlaf. Wenn du wieder aufwachst, so ist die Arbeit gethan.“ Der Trommler ließ sich das nicht zweimal sagen. Sobald er eingeschlafen war, drehte sie einen Wunschring, und sprach „Wasser herauf, Fische heraus.“ Alsbald stieg das Wasser wie ein weißer Nebel in die Höhe, und zog mit den andern Wolken fort, und die Fische schnalzten, sprangen ans Ufer, und legten sich nebeneinander jeder nach seiner Größe und Art. Als der Trommler erwachte, sah er mit Erstaunen daß alles vollbracht war. Aber das Mädchen sprach „einer von den Fischen liegt nicht bei seinesgleichen, sondern ganz allein. Wenn die Alte heute Abend kommt, und sieht daß alles geschehen ist, was sie verlangt hat, so wird sie fragen „was soll dieser Fisch allein?“ Dann wirf ihr den Fisch

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1843). Göttingen 1843, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1843_II_494.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)