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in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu, und sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand im Hause zurückbleibt. Sie pflegen das Kind während der Arbeit hinter die Hecke in den Schatten zu legen: leg dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen. Ich will dann aus dem Walde heraustraben, und das Kind rauben, du mußt mir eifrig nachspringen als wolltest du mir es wieder abjagen. Ich lasse es fallen, und du bringst es den Eltern wieder zurück, die glauben dann du hättest es gerettet, und sind viel zu dankbar als daß sie dir ein Leid anthun sollten: im Gegentheil, du kommst in völlige Gnade, und sie werden es dir an nichts mehr fehlen lassen.“

Der Anschlag gefiel dem Hund, und wie er ausgedacht war so wurde er auch ausgeführt. Der Bauer schrie als er den Wolf mit seinem Kinde durchs Feld laufen sah, als es aber der alte Sultan zurückbrachte, da war er froh, streichelte ihn, und sagte „dir soll kein Härchen gekrümmt werden, du sollst das Gnadenbrot essen, so lange du lebst.“ Zu seiner Frau aber sprach er „geh gleich heim, und koche dem alten Sultan einen Weckbrei, den braucht er nicht zu beißen, und bring das Kopfkissen aus meinem Bette, das schenk ich ihm zu seinem Lager.“ Von nun an hatte es der alte Sultan so gut als er sichs nur wünschen konnte. Bald hernach besuchte ihn der Wolf, und freute sich daß alles so wohl gelungen war. „Aber Gevatter,“ sagte er, „du wirst doch ein Auge zudrücken, wenn ich bei Gelegenheit deinem Herrn ein fettes Schaf weghole. Es wird einem heutzutage schwer sich durchzuschlagen.“ „Darauf rechne nicht,“ antwortete

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)