Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1840 I 140.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schüssel der Stiefmutter, und freute sich, und glaubte es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach „nein Aschenputtel, du kommst doch nicht mit, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen.“ Als es nun weinte, sprach sie „wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen,“ und dachte „das kann es ja nimmermehr.“ Nun schüttete sie zwei Schüsseln Linsen in die Asche; aber das Mädchen gieng durch die Hinterthüre nach dem Garten, und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,

die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen.“

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein, und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen, und fiengen an pik, pik, pik, pik, und da fiengen die übrigen auch an pik, pik, pik, pik, und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig, und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen der Stiefmutter die Schüsseln, und freute sich, und glaubte nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach „es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider, und kannst nicht tanzen, und wir müßten uns

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)