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der getreue Johannes aber blieb zurück bei dem Steuermann, und hieß das Schiff abstoßen, „spannt alle Segel auf, daß es fliegt wie ein Vogel in der Luft.“ Der König aber zeigte ihr drinnen das goldene Geschirr, jedes einzeln, die Schüsseln, Becher, Näpfe, die Vögel, das Gewild und die wunderbaren Thiere. Viele Stunden giengen herum, während sie alles besah, und in ihrer Freude merkte sie nicht daß das Schiff dahin fuhr. Nachdem sie das letzte betrachtet hatte, dankte sie dem Kaufmann, und wollte heim: aber als sie an des Schiffes Rand kam, sah sie daß es fern vom Land auf hohem Meere gieng, und mit vollen Segeln forteilte. „Ach,“ rief sie erschrocken, „ich bin betrogen, ich bin entführt und in die Gewalt eines Kaufmanns gerathen; lieber wollt ich sterben!“ Der König aber faßte sie bei der Hand und sprach „ein Kaufmann bin ich nicht, ich bin ein König und nicht geringer an Geburt, als du bist: aber daß ich dich mit List entführt habe, das ist auf übergroßer Liebe geschehen. Das erstemal, als ich dein Bildnis gesehen habe, bin ich ohnmächtig zur Erde gefallen.“ Als die Königstochter vom goldenen Dache das hörte, ward sie getröstet, und ihr Herz ward ihm geneigt, so daß sie gerne einwilligte seine Gemahlin zu werden.

Es trug sich aber zu, während sie auf dem hohen Meere dahin fuhren, daß der getreue Johannes, als er vornen auf dem Schiffe saß und Musik machte, in der Luft drei Raben erblickte, die daher geflogen kamen. Da hörte er auf zu spielen, und horchte was sie mit einander sprachen, denn er verstand

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Dieterich, Göttingen 1840, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)