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hieltens länger aus, aber keiner konnte es dem Adler gleich thun, der stieg so hoch daß er der Sonne hätte die Augen aushacken können. Und als er sah daß die andern nicht zu ihm herauf konnten, so dachte er „was willst du noch höher fliegen, du bist doch der König,“ und fieng an sich wieder herab zu lassen. Die Vögel unter ihm riefen ihm alle gleich zu „du mußt unser König sein, keiner ist höher geflogen als du.“ „Ausgenommen ich“ schrie der kleine Kerl ohne Namen, der sich in die Brustfedern des Adlers verkrochen hatte. Und da er nicht müde war, so stieg er auf, und stieg so hoch, daß er Gott auf seinem Stuhle konnte sitzen sehen. Als er aber weit gekommen war, legte er seine Flügel zusammen, sank herab, und rief unten mit seiner durchdringenden Stimme „König bün ick! König bün ick!“

„Du unser König?“ schrien die Vögel zornig, „durch Ränke und Listen hast du es dahin gebracht.“ Sie machten eine andere Bedingung, der sollte ihr König sein, der am tiefsten in die Erde fallen könnte. Wie klatschte da die Gans mit ihrer breiten Brust wieder auf das Land! Wie scharrte der Hahn schnell ein Loch! Die Ente kam am schlimmsten weg, sie sprang in einen Graben, verrenkte sich aber die Beine, und watschelte fort zum nahen Teiche mit dem Ausruf „Pracherwerk! Pracherwerk!“ der kleine ohne Namen aber suchte ein Mäuseloch, schlüpfte hinab, und rief mit seiner feinen Stimme heraus „König bün ick! König bün ick!“

„Du unser König?“ riefen die Vögel noch zorniger, „meinst du deine Listen sollten gelten?“ Sie beschlossen ihn in seinem

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_II_380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)