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nur neidisch daß es allein die Früchte holen konnte, und giengen noch härter mit ihm um.

Es trug sich zu, als sie einmal beisammen an dem Baum standen, daß ein junger Ritter daher kam. „Geschwind, Zweläuglein,“ riefen die zwei Schwestern, „kriech unter, daß wir uns deiner nicht schämen müssen,“ und stürzten über das arme Zweiäuglein geschwind ein leeres Faß, das gerade neben dem Baume stand, und schoben die goldenen Aepfel, die es abgebrochen hatte, auch darunter. Als nun der Ritter näher kam, war es ein schöner Herr, der bewunderte den prächtigen Baum von Gold und Silber, und sprach zu den beiden Schwestern „wem gehört dieser schöne Baum? wer mir einen Zweig davon gäbe, könnte dafür verlangen was er wollte.“ Da antworteten Einäuglein und Dreiäuglein der Baum gehörte ihnen zu, und sie wollten ihm einen Zweig wohl abbrechen. Sie gaben sich auch beide große Mühe, aber sie waren es nicht im Stande, denn die Zweige und Früchte wichen jedesmal vor ihnen zurück. Da sprach der Ritter „das ist ja wunderlich, daß der Baum euch zugehören soll, und ihr doch nicht Macht habt etwas davon abzubrechen.“ Sie blieben dabei, der Baum wäre ihr Eigenthum. Indem sie aber so sprachen, rollte Zweiäuglein unter dem Fasse ein paar goldene Aepfel heraus, so daß sie zu den Füßen des Ritters liefen, denn es war bös daß Einäuglein und Dreiäuglein nicht die Wahrheit sagten. Wie der Ritter die Aepfel sah, erstaunte er, und fragte wo sie herkämen? Einäuglein und Dreiäuglein antworteten sie hätten noch eine Schwester, die dürfte sich aber

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_II_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)