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der liebe Gott, „das dürfte er wohl, es wäre aber nicht gut für ihn, und er sollte sich lieber nichts wünschen.“ Der Reiche aber meinte er wollte sich schon etwas Gutes aussuchen, wenn es nur gewiß erfüllt würde. Sprach der liebe Gott „reit nur heim, und drei Wünsche, die du thust, die sollen erfüllt werden.“

Nun hatte der Reiche, was er wollte, ritt heimwärts, und besann sich was er sich wünschen sollte. Wie er so nachdachte, und die Zügel fallen ließ, fieng das Pferd an zu springen so daß er immerfort in seinen Gedanken gestört wurde, und sie gar nicht zusammen bringen konnte. Da ward er über das Pferd ärgerlich, und sprach in Ungeduld „so wollt ich, daß du den Hals zerbrächst!“ und wie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel er auf die Erde, und lag das Pferd todt und regte sich nicht mehr; und war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitts ab, hings auf den Rücken, und mußte nun zu Fuß nach Haus gehen. Doch tröstete er sich damit, daß ihm noch zwei Wünsche übrig wären. Wie er nun dahin gieng durch den Sand, und als zu Mittag die Sonne heiß brannte, wards ihm so warm und verdrießlich zu Muth: der Sattel drückte ihn dabei auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen was er sich wünschen sollte. „Wenn ich mir auch alle Reiche und alle Schätze der Welt wünsche,“ dachte er bei sich selbst, „so habe ich hernach doch noch allerlei Wünsche, dieses und jenes, das weiß ich im voraus: ich will aber meinen Wunsch so einrichten, daß mir gar nichts mehr übrig bleibt, wonach ich noch Verlangen hätte.“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_II_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)