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als sie das seltsame Geschrei vernahmen, erschracken, und liefen in ihrer Angst sämmtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der König Rath, was zu thun das beste wäre; zuletzt ward beschlossen einen Herold an die Katze abzuschicken, und sie aufzufordern das Schloß zu verlassen oder zu gewärtigen, daß Gewalt gegen sie ge braucht würde. Die Räthe sagten „lieber wollen wir uns von den Mäusen plagen lassen, an das Uebel sind wir gewöhnt, als unser Leben einem solchen Unthier Preis geben.“ Ein Edelknabe mußte hinauf gehen, und die Katze fragen „ob sie das Schloß gutwillig räumen wolle?“ Die Katze aber, deren Durst nur noch größer geworden war, antwortete bloß „miau, miau.“ Der Edelknabe verstand „durchaus, durchaus nicht,“ und überbrachte dem König die Antwort. „Nun,“ sprachen die Räthe, „soll sie der Gewalt weichen.“ Es wurden Kanonen aufgeführt, und das Haus in Brand geschossen. Als das Feuer in den Saal kam, wo die Katze saß, sprang sie glücklich zum Fenster hinaus; die Belagerer hörten aber nicht eher auf, als bis das ganze Schloß in Grund und Boden geschossen war.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_441.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)