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Tuch mit den Drachenzungen, und fuhr zum König. Als ihn der König kommen sah, sprach er zu seiner Tochter „wie soll ich ihn empfangen?“ Antwortete sie „geht ihm entgegen, so werdet ihr wohl thun.“ Da gieng ihm der König entgegen, und führte ihn herauf, und seine Thiere folgten ihm nach. Der König wies ihm einen Platz an neben sich und seiner Tochter, der Marschall saß auf der andern Seite, als Bräutigam, aber der kannte ihn nicht mehr. Nun wurden gerade die sieben Häupter des Drachen zur Schau aufgetragen, und der König sprach „die sieben Häupter hat der Marschall dem Drachen abgeschlagen, darum geb ich ihm heute meine Tochter zur Gemahlin.“ Da stand der Jäger auf, öffnete die sieben Rachen und sprach „wo sind die sieben Zungen des Drachen?“ Da erschrak der Marschall, ward bleich, und wußte nicht was er antworten sollte, endlich sagte er in der Angst „Drachen haben keine Zungen.“ Sprach der Jäger „die Lügner sollten keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,“ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin, und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehörte, und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Königstochter gestickt war, und zeigte es der Jungfrau, und fragte sie wem sie es gegeben hätte, da antwortete sie „dem, der den Drachen getödtet hat.“ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Löwen das goldene Schloß ab, und zeigte es der Jungfrau, und fragte wem es angehörte. Antwortete sie „das Halsband und das goldene Schloß waren

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_388.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)