Ein Müller war nach und nach in Armuth geraten, und hatte
nichts mehr als seine Mühle und einen großen Apfelbaum
dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen Holz zu holen,
da trat ein alter Mann zu ihm, den er noch niemals gesehen
hatte, und sprach „was quälst du dich mit Holzhacken, ich will
dich reich machen, wenn du mir versprichst was hinter deiner
Mühle steht.“ „Was kann das anders seyn als mein Apfelbaum?“
dachte der Müller, sagte ja, und verschrieb es dem fremden
Manne. Der aber lachte höhnisch, und gieng fort. Als
der Müller nach Haus kam, trat ihm seine Frau entgegen, und
sprach „ei, Müller, woher kommt der plötzliche Reichthum in
unser Haus? auf einmal sind alle Kisten und Kasten voll, kein
Mensch hats hereingebracht, und ich weiß nicht wie es zugegangen
ist.“ Er antwortete, „das kommt von einem fremden Manne,
der mir im Walde begegnet ist, und mir große Schätze verheißen
hat: ich habe ihm dagegen verschrieben was hinter der
Mühle steht; den großen Apfelbaum können wir wohl dafür geben.“
„Ach, Mann,“ sagte die Frau erschrocken, „das ist der
Teufel gewesen: den Apfelbaum hat er nicht gemeint, sondern
unsere Tochter, die stand hinter der Mühle und kehrte den Hof.“
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_187.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)