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Wasser heiß machen zu dem Tode meines lieben Bruders: barmherziger Gott, hilf uns armen Kindern aus der Noth.“

Da rief die Alte „Grethel, komm her zu dem Backofen.“ Wie Grethel kam, sagte sie „guck hinein ob das Brot schon hübsch braun und gar ist, meine Augen sind schwach, ich kann nicht so weit sehen, und wenn du auch nicht kannst, so setz dich auf das Brett, so will ich dich hineinschieben, da kannst du darin herum gehen und nachsehen.“ Sobald aber Grethel darin war, wollte sie zumachen, und Grethel sollte in dem heißen Ofen backen, und dann wollte sie es auch aufessen. Gott gab es aber dem Mädchen in den Sinn, daß es sprach „ich weiß nicht wie ich das anfangen soll, zeige mirs erst, und setz dich auf, ich will dich hineinschieben.“ Da setzte sich die Alte auf das Brett, und weil sie leicht war, schob Grethel sie hinein, so weit der Stiel an dem Brett reichte, und dann machte es geschwind die Thüre zu, und steckte den eisernen Riegel vor. Nun fieng die Alte an in dem heißen Bockofen zu schreien und zu jammern; Grethel aber lief fort, und die gottlose Hexe mußte elendiglich verbrennen.

Da lief Grethel zum Hänsel, machte ihm sein Thürchen auf, und rief „spring heraus, Hänsel, wir sind erlöst.“ Da sprang Hänsel heraus, wie ein eingesperrtes Vöglein aus dem Käfig springt, wenn ihm das Thürchen geöffnet wird. Und sie weinten vor Freude, und küßten einander herzlich. Das ganze Häuschen aber war voll von Edelsteinen und Perlen, damit füllten sie ihre Taschen, giengen fort, und suchten den Weg

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)