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habs ihm ja dreimal vorausgesagt, warum ist er nicht weggegangen!“ „Ach,“ sprach der Vater, „mit dir erleb ich nur Unglück geh mir vor den Augen weg, ich will dich nicht mehr ansehn.“ „Ja, Vater, recht gerne, wartet nur bis Tag ist, da will ich ausgehen, und das Gruseln lernen, so versteh ich doch eine Kunst, die mich ernähren kann.“ „Lerne was du willst,“ sprach der Vater, „mir ist alles einerlei. Da hast du funfzig Thaler, damit geh mir aus den Augen, und sage keinem Menschen wo du her bist und wer dein Vater ist, denn ich muß mich deiner schämen.“ „Ja, Vater, wie ihrs verlangt, das kann ich leicht in Acht behalten.“

Als nun der Tag anbrach, steckte der Junge seine funfzig Thaler in die Tasche, gieng hinaus auf die große Landstraße, und sprach immer vor sich hin „wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!“ Da gieng ein Mann neben ihm, der hörte das Gespräch mit an, und als sie ein Stück weiter waren, daß man den Galgen sehen konnte, sagte er zu dem Jungen „siehst du, dort ist der Baum, wo siebene mit des Seilers Tochter Hochzeit gehalten haben, setz dich darunter, und warte bis die Nacht kommt, so wirst du schon das Gruseln lernen.“ „Wenn weiter nichts dazu gehört,“ antwortete der Junge, „das will ich gerne thun; lern ich aber so geschwind das Gruseln, so sollst du meine funfzig Thaler haben: komm nur Morgen früh wieder zu mir.“ Da gieng der Junge zu dem Galgen, und setzte sich darunter, und wartete bis der Abend kam. Und weil ihn fror, machte er sich ein Feuer an, aber um Mitternacht gieng der

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)