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nicht wieder weichen, es mochte anfangen was es wollte, und das Herz klopfte in einem fort und wollte nicht ruhig werden: auch das Gold blieb an dem Finger, und gieng nicht ab, es mochte waschen so viel es wollte.

Nach wenigen Tagen kam die Jungfrau Maria von ihrer Reise zurück, rief das Mädchen zu sich, und forderte ihm die Himmelsschlüssel wieder ab. Indem es den Bund hinreichte, blickte es die Jungfrau an, und sprach „hast du auch nicht die dreizehnte Thüre geöffnet?“ „Nein“ antwortete es. Da legte sie ihre Hand auf sein Herz, fühlte wie es klopfte und klopfte, und sah wohl daß es ihr Gebot übertreten, und die Thüre aufgeschlossen hatte. Da sprach sie noch einmal „hast du es gewiß nicht gethan?“ „Nein“ sagte das Mädchen zum zweitenmal. Da erblickte sie den Finger, der von der Berührung des himmlischen Feuers golden geworden war, und wußte nun gewiß daß es schuldig war, und sprach zum drittenmal „hast du es nicht gethan?“ „Nein“ sagte das Mädchen zum drittenmal. Da sprach die Jungfrau Maria „du hast mir nicht gehorcht, und hast gelogen, du bist nicht mehr würdig im Himmel zu seyn“.

Da versank das Mädchen in einen tiefen tiefen Schlaf, und als es erwachte, lag es unten auf der Erde bei einem hohen Baum, der rings mit dichtem Gebüsch umzäunt war, durch welches es nicht dringen konnte. Der Mund war ihm auch verschlossen, und es konnte kein Wort reden. In dem Baum war eine Höhle, darin schlief es in der Nacht, und darin saß es bei Regen und Gewitter; Wurzeln und Waldbeeren waren

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)