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Zuthun der Menschen. Darin bewährt sich jede ächte Poesie, daß sie niemals ohne Beziehung auf das Leben seyn kann, denn sie ist aus ihm aufgestiegen und kehrt zu ihm zurück, wie die Wolken zu ihrer Geburtsstätte, nachdem sie die Erde getränkt haben.

So erscheint uns das Wesen dieser Dichtungen; in ihrer äußeren Natur gleichen sie aller volks- und sagenmäßigen: nirgends feststehend, in jeder Gegend, fast in jedem Munde, sich umwandelnd, bewahren sie treu denselben Grund. Indessen unterscheiden sie sich sehr bestimmt von den eigentlich localen Volkssagen, die an leibhafte Oerter oder Helden der Geschichte gebunden sind, deren wir hier keine aufgenommen, wiewohl viele gesammelt haben, und die wir ein andermal herauszugeben denken. Mehrere Aeußerungen einer und derselben Sage wegen ihrer angenehmen und eigenthümlichen Abweichungen haben wir einigemal mitgetheilt, das minder bedeutende in dem Anhang, überhaupt aber so genau gesammelt, als uns möglich war. Gewiß ist auch, daß sich die Märchen in dem Fortgange der Zeit beständig neu erzeugt, eben darum aber muß

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_p_013.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)