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was fehlt dir Männchen Domine? –
„ach daß ich im Pispott wohn, thut mir so weh.“ –
so wünsch dir was zu haben. –
„ich wills nur meiner Frau erst sagen.“

nun geht er heim, „wünsch uns ein besseres Haus“ sagt Dinderlinde. Am See ruft er:

„Fischchen, Fischchen, an der See!“ –
was willst du Männchen Domine?

nun gehen die Wünsche an, aber es sind mehr, erst Haus, dann Garten, dann Ochsen und Küh, dann Länder, u. so fort alle Schätze der Welt. Wie sie sich ausgewünscht haben, sagt das Männchen: „nun möcht ich der liebe Herrgott seyn, und mein Frauchen Mutter Gottes.“ Da streckt das Fischchen den Kopf heraus und ruft:

willst du seyn der liebe Gott?
so geh wieder in deinen Pispott.

Das Motiv von der Frau, die ihren Mann zu hohen Würden reitzt, ist gewiß uralt, von Eva und der etrurischen Tanaquil (Livius 1, 47.) bis zur Lady Macbeth.


Zu dem tapfern Schneider. No. 20.


Die erste Erzählung ist genommen aus einem ziemlich seltenen, kleinen Buch: Wegkürzer, ein sehr schön lustig und aus der Maßen kurzweilig Büchlein – durch Martinum Montanum von Straßburg 12. von 1557. Bl. 18-25. Wir kennen noch eine andere Ausgabe von 1607. In einem dänischen Volksbuch ist dieselbe Geschichte gereimt, Nyerup spricht davon in seiner Abhandlung über die dänischen Volksbücher (Iris und Hebe 1796. Octob. S. 36) Es ist da ein Schuhmacher, der mit seinem Knieriemen 15 Fliegen auf einen Schlag tödtet. Er besteht erst den Eber, der eine schlaferweckende Frucht frißt, dann das Einhorn, zuletzt einen Bären, den er in einen Ziegelbrennerofen einsperrt. Die hier folgende holländische Recension ist aus einem Amsterdammer Volksbuch: Van kleyn Kobisje alias Koningh sonder Onderzaten S. 7-14. Sie hat, wie man sieht, wieder ihre Eigenthümlichkeiten.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_399.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)