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ist gewiß meine ältste Schwester, ließ sein Pferd zurück, und ging auf sie zu: „liebste Schwester, ich bin dein Bruder Reinald und bin gekommen dich zu besuchen.“ Die Prinzessin sah ihn an, und da er ganz ihrem Vater glich, zweifelte sie nicht an seinen Worten erschrack und sprach: „ach liebster Bruder, eil und lauf fort, was du kannst, wenn dir dein Leben lieb ist, kommt mein Mann, der Bär, nach Haus und findet dich, so frißt er dich ohne Barmherzigkeit.“ Reinald aber sprach: ich fürchte mich nicht und weiche auch nicht von dir, bis ich weiß, wie es um dich steht. Wie die Prinzessin sah, daß er nicht zu bewegen war, führte sie ihn in ihre Höle, die war finster und wie eine Bärenwohnung; auf der einen Seite lag ein Haufen Laub und Heu, worauf der Alte und seine Jungen schliefen, aber auf der andern Seite stand ein prächtiges Bett, von rothem Zeug mit Gold, das gehörte der Prinzessin. Unter das Bett hieß sie ihn kriechen, und reichte ihm etwas hinunter zu essen. Es dauerte nicht lang so kam der Bär nach Haus: „ich wittre, wittre Menschenfleisch“ und wollte seinen dicken Kopf unter das Bett stecken. Die Prinzessin aber rief: „sey ruhig, wer soll hier hinein kommen!“ „Ich hab ein Pferd im Wald gefunden und gefressen“ brummte er, und hatte noch eine blutige Schnauze davon, „dazu gehört ein Mensch und den

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_373.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)