Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 372.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


still und sparsam und wenn er daran dachte, wie es seinen drei lieben Töchtern bei den wilden Thieren ergehen mögte, die sie vielleicht schon aufgefressen hätten, verging ihm alle Lust.

Die Königin aber wollt sich gar nicht trösten lassen und weinte mehr Thränen um ihre Tochter, als der Wallfisch Perlen dafür gegeben hatte. Endlich wards ein wenig stiller, und nach einiger Zeit ward sie wieder ganz vergnügt, denn sie brachte einen schönen Knaben zur Welt und weil Gott das Kind so unerwartet geschenkt hatte, ward es Reinald, das Wunderkind, genannt. Der Knabe ward groß und stark, und die Königin erzählte ihm oft von seinen drei Schwestern, die in dem Zauberwald von drei Thieren gefangen gehalten würden. Als er sechszehn Jahr alt war verlangte er von dem König Rüstung und Schwert, und als er es nun erhalten, wollte er auf Abentheuer ausgehen, gesegnete seine Eltern, und zog fort.

Er zog aber geradezu nach dem Zauberwald und hatte nichts anders im Sinn als seine Schwestern zu suchen. Anfangs irrte er lange in dem großen Walde herum, ohne einem Menschen oder einem Thiere zu begegnen. Nach drei Tagen aber sah er vor einer Höhle eine junge Frau sitzen und mit einem jungen Bären spielen: einen andern, ganz jungen, hatte sie auf ihrem Schooß liegen: Reinald dachte, das

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_372.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)